25 Jahre Partnerschaft Lennestadt - Otwock
Wie kam die Partnerschaft zustande?
Otwock? Was ist denn das? In Lennestadt wissen die Menschen, was Otwock ist: die Partnerstadt in Polen. Und das heuer seit 25 Jahren. „Es ist eine echte Partnerschaft der Bürger, nicht der Verwaltungen“, blicken Lennestadts Kämmerer Rüdiger Barteit und Dorothea Sondermann, Koordinatorin der Partnerschaft im Rathaus, zurück. Aber wie kam die Partnerschaft mit einer unbekannten Stadt in Polen zustande?
Ausschlaggebend waren die Beziehungen der St. Agatha-Gemeinde Altenhundem zur Pfarrei St. Theresia in Otwock. Begründet hat sie 1981 der damalige Dechant und Pfarrer an St. Agatha, Heinz-Josef Feldhagen. Ausgehend von einer Initiative zur Stärkung des Gemeindelebens suchte er zusätzlich nach einer Pfarrei in Polen, damals eines der ärmsten Länder im Ostblock. Polen wurde gewählt, da die Bundesrepublik seinerzeit Hilfsaktionen für bedürftige Menschen in Polen organisierte.
Pfarrer Feldhagen schwebte eine langfristige partnerschaftliche Bindung mit einer polnischen Gemeinde vor. Die Kontakte ergaben sich über die Patres von der Heiligen Familie im Kloster Maria Königin. Pater Rektor Büdenbender suchte in Polen nach einer Partnergemeinde. Otwock bot sich an, da Patres von der Hl. Familie die dortige Gemeinde leiteten. Pastor Feldhagen, Paul Brüggemann und Georg Eickelmann, Initiatoren der Idee „Partnergemeinde“ besuchten Otwock, in dessen Stadtteil Swider die Theresia-Gemeinde liegt. Schnell waren sich Polen und Deutsche einig über eine langfristige Kooperation. „Oberstes Ziel war es, einen Beitrag zur Versöhnung beider Völker zu leisten“, heißt es in der Chronik über „20 Jahre Städtepartnerschaft“. Zunächst stand die materielle Unterstützung der Menschen in Otwock-Swider auf der Agenda: Die Versorgungslage war äußerst schlecht. Die Pfarrgemeinde, aber auch beispielsweise die „Zipfelmützen“ und der MGV „Concordia“ Altenhundem organisierten Hilfstransporte.
Im Lauf der Zeit entstanden dadurch persönliche Kontakte und auch ein Schüleraustausch – in Zeiten des Kalten Krieges ein „abenteuerlich anmutendes Werk“, so die Chronik.
1992 schlug dann die Geburtsstunde der Partnerschaft zwischen Lennestadt. Unterzeichnet wurden die Dokumente auf Lennestädter Seite von Bürgermeister Hubert Nies und Stadtdirektor Franz-Josef Kaufmann, auf Otwocker Seite von Stadtpräsident Antoni Fedorowicz und dem Stadtratsvorsitzenden Jerzy Prezezdziak.
Der damals von beiden Seiten geäußerte Wunsch, eine Partnerschaft der Menschen, Vereine und Organisationen beider Städte zu initiieren, ging schnell in Erfüllung. Ein Beispiel: 1995 wurde in Otwock der Schützenverein „Lechity“ gegründet, nachdem Otwocker ein Jahr zuvor in Altenhundem Schützenfest gefeiert hatten. Schüler, Chöre, Feuerwehr, DRK, Künstler, Sportler und viele mehr haben die Partnerschaft mit Leben erfüllt.
Hier einige wenige wichtige Ereignisse aus der jüngeren Zeit: 2006 fahren 45 Lennestädter mit dem Rad nach Otwock; 2011 reisen anlässlich des Schuljubiläums „100 Jahre GymSL“ alle 935 Schüler nach Otwock mit Besuchen in Warschau und Krakau, 2012 wurde das 20-jähige Bestehen der freundschaftlichen Beziehungen im Mai in Lennestadt gefeiert, aus Otwock waren 50 Gäste angereist; 2016 reiste der Kirchenchor St. Bartholomäus Meggen im Mai mit 75 Sängern nach Otwock und gab dort u.a. ein gemeinsames Konzert mit „Lyra“ Otwock; zu den offiziellen 100-Jahr-Feiern der Stadt Otwock-Swider reisten im September und November Delegationen aus Lennestadt in die Partnerstadt. Die Gymnasien Maria Königin und GymSL tauschen zweimal jährlich Schüler aus, die Förderschule im jährlichen Wechsel, die Sportjugend trifft sich ebenfalls im jährlichen Wechsel, DRK Lennestadt und PRK Otwock stehen in regelmäßigem Kontakt, das DRK Lennestadt hat beim Aufbau des Roten Kreuzes in Otwock geholfen. Regelmäßige Kontakte bestehen zwischen den beiden genannten Schützenvereinen, ebenso zwischen Künstlern aus beiden Städten. Und – dies ist neu – die Stadt Lennestadt bietet „herkunftssprachlichen Unterricht“ für Kinder aus Familien mit polnischen Wurzeln an.
Zur Koordination gibt es auf Lennestädter Seite einen „Arbeitskreis Städtepartnerschaft“ mit 25 Mitgliedern, und seit Februar 2015 auch einen Förderkreis
Spendenaufruf für Otwocker Jugendlichen beim Jubiläum
Das 25-jährige Jubiläum wurde am 3. Februar mit einem Konzert im Kulturbahnhof Grevenbrück gefeiert, ein weiteres Konzert folgte im Augst, weitere Veranstaltungen waren in Otwock.
Überschattet wurde das 25-jährige Jubiläum durch den tragischen Unfall des 14-jährigen Blazej Cymermann aus Otwock, bei dem der begeisterte Fußballer beide Beine verlor. Er war vermutlich mit seinem Rad zu nah an einen Zug und in den Sog geraten. Blazej war mehrere Male in Lennestadt, ist hier kein Unbekannter. Stadtsportverband Lennestadt und andere initiierten sofort eine Hilfsaktion, um Blazej in Deutschland operieren zu lassen und die notwendigen Prothesen zu erhalten. Allein drei Beinprothesenpaare, die er in der Wachstumsphase benötigt, kosten rund 200.000 Euro.
Das Konzert am 3. Februar wurde spontan zu einem Benefizkonzert erklärt, die Spenden kamen Blazej zugute. Für weitere Hilfe hat die Stadt Lennestadt ein Sonderkonto eingerichtet.
Konten der Stadtkasse Lennestadt:
Sparkasse ALK -DE29 46251630 0020001384 und Voba Bigge-Lenne -DE52 46062817 0060600200
Verwendungszweck: Städtepartnerschaft /Blazey Cymerman
Ausstellung im Lennestädter Rathaus
Im Bürgerbüro war eine Fotoausstellung aus 25 Jahren Partnerschaft zu sehen. Im Foyer erinnerten Urkunden, Auszeichnungen und Geschenke der Partnerstadt Otwock an die gemeinsamen Jahre. Die Chronik aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums sowie viele weitere Broschüren sind in deutscher Sprache verfasst und bieten sich zum Schmökern an.
Neue Begegnungen willkommen
Neue Ideen zum Ausbau der Beziehungen sind immer willkommen. Gern stellen wir für evtl. Besuche in Otwock auch Kontakte zur Partnerstadt her. Schließlich soll die Partnerschaft auch weiterhin eine Begegnung der Bürger bleiben und für die Jugend selbstverständlich werden.
Besondere Ereignisse
- 2006: Auf dem Rad (45 Personen) von Lennestadt nach Otwock
- 2011: GymSL aus Anlass des Schuljubiläums mit der gesamten Schule insges. 935 Schülern in Otwock-Warschau-Krakau
- 2016: Reise des Kirchenchor „St. Bartholomäus“ mit 75 Sängern u.a. in Otwock, ein Konzert mit dem dortigen Chor "Lyra"
- Teilnahme einer Delegation aus Lennestadt an der offiziellen Feier zum 100-jährigen Bestehen der Stadt Otwock